Majani
Majani ist eine der ältesten Confiserien in ganz Italien, vielleicht sogar die älteste in Italien überhaupt. Seit der Gründung im Jahr 1796 ist Majani im Familienbesitz. Majani hat sich um die Schokolade, wie wir sie heute kennen, unvergesslich verdient gemacht: Die erste feste Schokolade überhaupt wurde im Jahr 1832 von Majani erfunden. Diese „Scorza“ (Baumrinde), so genannt, weil sie wie ein Stück Rinde von einem Baum aussieht, wird noch heute nach dem Originalrezept von Majani hergestellt. Majani ist außerdem besonders eng mit dem italienischen Automobilhersteller FIAT verbunden, für den es einige Produkte kreiert hat
Schokolade war bis in das späte 18. Jahrhundert nur dem Adel und Klerus vorbehalten. Erst allmählich durften auch Bürgerliche Schokolade genießen. Eine der ersten, die diese neue Freiheit nutzte und die Gelegenheit beim Schopfe packte, war Teresa Majani, die im Jahr 1796 die heutige Firma Majani Cioccolato als „Laboratorio delle Cose Dolci“ („Süßigkeiten-Labor“), einer kleinen Werkstatt mit angeschlossenem Laden, direkt neben der Basilica di S. Petronio in Bologna gegründet. Die Geschäfte liefen so gut, dass Teresa 1830 ein 5.000 m² großes Grundstück an der Via de‘ Carbonesi im Herzen Bolognas erwerben und ein großzügiges und elegantes Haus darauf bauen konnte. Das Haus, das die Confiserie und einen Tee-Salon mit Verkaufsräumen sowie Wohnungen für die Manjanis und deren Mieter und sogar einen Ballsaal beherbergte, wird heute Palazzina Majani genannt.1832 erfand Teresa Majani die erste Schokolade in fester Form. Die nach ihrem Aussehen „Scorza“ (Baumrinde) genannte eher brüchige und krümelige Vorläuferin der Tafelschokolade wird noch heute nach Originalrezept hergestellt.
Im Jahr 1865, als Italien noch in eine Reihe Stadtstaaten und Herzogtümer aufgeteilt war, reiste Giuseppe Majani, ausgestattet mit einem Pass des Vatikans, der ihm freien Grenzübertritt garantierte, nach Turin, der Hauptstadt des Herzogtum Savoyen, um dort neue Techniken der Schokoladenverarbeitung zu studieren. Er kam zurück mit neuen Ideen und einer Dampfmaschine, mit der nicht nur die Schokoladenherstellung verbessert werden konnte, sondern mit der das Palazzina Majani auch mit elektrischem Licht versorgt werden konnte. Majani und seine Schokoladenprodukte wurde bald weit über Italien hinaus bekannt, das Unternehmen gewann Medaillen bei den Weltausstellungen in Paris (1867 und 1878), Wien (1873) und Mailand (1881). 1878 wird Majani Hoflieferant des italienischen Königs Umberto I., im Jahr 1891 wird Aldo Majani zum Cavaliere dell’Ordine della Corona d’Italia (Ritter des Ordens der Krone Italiens) geschlagen. In den Folgejahren floriert das Geschäft weiter. Während der Belle Epoque etablierte sich die Chocolaterie auch als kultureller Treffpunkt des Bildungsbürgertums und der Aristokratie.
1911, anlässlich der Markteinführung des berühmten FIAT Tipo 4, entwarf Majani sein berühmtestes Produkt, den Cremino FIAT, einen kleinen Pralinenwürfel aus vier Schichten Haselnuß-Mandel-Schokolade, der Majani endgültig Weltruhm einbrachte. Senator Agnelli, der berühmte Chef des FIAT-Konzerns war von der kleinen quadratischen Köstlichkeit so begeistert, dass er sich die exklusiven Rechte daran sicherte und den Cremino FIAT nur als Werbegeschenk an Kunden und Käufer seines Automobils verteilen ließ. Erst im Jahr 1928 konnte man Cremino FIAT auch in normalen Läden kaufen. Aufgrund seiner Beliebtheit durfte der Cremino den Markennamen FIAT jedoch bis heute weiterführen und ihn auch für andere Produkte verwenden.
Der Zweite Weltkrieg brachte Majani in einige Schwierigkeiten, so dass beschlossen wurde, die Produktion vom Palazzina Majani in die Fabrik an der Via de‘ Carbonesi zu verlegen. Dieser Beschluss erwies sich im Nachhinein als Fehler und Majani hatte in der Folge sehr zu kämpfen. Die Geschäftsentwicklung war in der Folge so schlecht, dass im Jahr 1976 die Familie Majani sogar nur noch eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen hatte.
1976 tritt Francesco Mezza Majani in das Unternehmen ein. Zusammen mit seiner Mutter Anna verfolgt er hartnäckig das Ziel, Majani wieder in der Mehrheit in Familienbesitz zu übernehmen. Dies gelingt schließlich und er übernimmt 1985 die Geschäftsleitung. 1999 wird FIAT Noir (Kleine, quadratische dunkle Praline aus drei Schichten Mandel-, Nuss- und Kakaocreme) auf den Markt gebracht. Zum 100 jährigen Jubiläum bringt Majani die Reihe „Fiat 100“ auf dem Markt, eine Reihe von Tafelschokoladen mit unterschiedlichem Kakaogehalt, die mit der typischen „FIAT-Creme“ gefüllt sind.
Majani ist vor allem bekannt für seinen Cremino FIAT sowie für verschiedene andere Pralinenkreationen und zahlreiche Schokoladentafeln. Majani stellt außerdem verschiedenen Bonbons und andere Süßigkeiten, kandierte Früchte, Produkte aus Nougat, Nougat- und Schokoladen-Brotaufstriche uvm. her. Majani ist eines der wenigen Unternehmen überhaupt, die den gesamten Produktionsprozess der Schokolade vom Rösten der Kakaobohne bis hin zum Conchieren und der Herstellung des fertigen Produkts („Bean to Bar“) in Eigenregie im Unternehmen durchführt.
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